Reisebericht "Elbrus"

Die Anreise erfolgte über Moskau, wo im Hotel Rossija genächtigt wurde. Dieses bekannte Hotel mit seinen 3100 Zimmern wird zu den Grössten weltweit gezählt. Aber Achtung: das Hotel soll 2006 abgerissen werden - also schnell hin, solange es noch steht!.

Am nächsten Morgen wurde die Anreise mit einem Flug Moskau-Mineralny Vody und Bustransfer in das hintere Baksan-Tal im Kaukasus fortgesetzt bzw. abgeschlossen. Als Stützpunkt diente uns das Hotel "Cheget", in einem kleinen Hoteldorf, direkt am Fuß des Elbrus gelegen.

Anschließend folgten zwei Akklimatisationstage in den umliegenden Bergen, bei denen der Mt Cheget (ca. 3.500 m) bestiegen und ein Aufstieg zum Observatorium Terskol (ca. 3.100 m) durchgeführt wurden.

Danach gings dann "auf den Berg", wobei anstelle der in Reparatur befindlichen Gondelbahn ein Militärlastwagen verwendet wurde. Wir Bergsteiger saßen, standen und lagen dabei gemeinsam mit unserem Gepäck auf der Ladefläche. Bei der Bergstation "Mir" ("Friede") war dann Schluss mit dem LKW und wir wurden samt Gepäck auf einen Ratrac umgeladen, der uns schließlich zu unserem Ziel, der neuen Prijut-Hütte, brachte.

Die "neue Prijut-Hütte" auf ca. 4000 m war unser Bergstützpunkt, wo wir für 2 Nächte Platz fanden. Die Hütte hat Platz für 50 Personen und wurde ca. 100 m unterhalb, sowie aus den Resten der im Jahr 1998 abgebrannten Prijut-Hütte errichtet. Die Hütte ist ständig voll und daher von Biwaks umringt, da wesentlich mehr Bergsteiger am Berg unterwegs sind.

Nach zwei Akklimatisationstagen war an unserem dritten Tag am Berg der Gipfelversuch angesetzt. Nachts um 2:00 Uhr, starteten wir mit unseren Stirnlampen den rund 1600 Höhenmeter zu überwindenden Aufstieg. Einige Bergsteiger ließen sich mit dem Ratrac bis zu den Pastukhov-Felsen bringen, was den Aufstieg um rund 700 Hm verringert.

Ein etwas schnelleres Gehtempo liegt mir scheinbar im Blut und so war ich nach circa 2 Stunden ganz allein unterwegs in der Dunkelheit. Trotz der Anstrengungen setzte mir die Kälte immer mehr zu, vor allem die Zehen waren eiskalt und irgendwann dann auch ziemlich gefühllos. Am Sattel zwischen West- und Ostgipfel sah ich mich daher gezwungen, meine Zehen zu massieren, um Erfrierungen zu verhindern. Das ganze Unterfangen hatte jedoch nur zur Folge, dass sofort auch meine Hände steif wurden. Ich machte mich daher so schnell als möglich wieder auf den Weg und hoffte auf den nahen Sonnenschein, dem ich aus dem Schatten des Ostgipfels kommend entgegentrat.

Tatsächlich, kaum in der Sonne, ging es mir fast schlagartig besser und bereits kurze Zeit später war ich als Zweiter an diesem Sommermorgen am Gipfel! Meine Uhr zeigte 7:20 h; ich hatte also nicht einmal 5 1/2 Stunden zum Gipfel gebraucht, eine ganz tolle Leistung! Nach einigen Fotos und Selbstporträts (ich war ja ganz allein) trat ich den Rückweg an, den ich mit Ankunft bei der Hütte um 10:00 Uhr vormittags beendete, also genau 8 Stunden, nach dem ich sie in der Dunkelheit verlassen hatte!

Nach einem Ruhetag und einer Abschlusstour in einem der Seitentäler des Baksan war die Rückreise angesetzt, die auf dem selben Weg erfolgte, wie unsere Anreise.

Rückblickend: Alles in allem eine sehr schöne Reise, lediglich die Verständigungsschwierigkeiten mit unserer kleinen Crew waren auf die Dauer etwas lästig!



aktualisiert: 06.02.2006
Martin Nessl, A-3494 Theiß, Obere Hauptstraße 2
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